Ja, ich habe mich doch tatsächlich vom Lütticher – so der Rheinländer – oder feiner ausgedrückt -Liège ´r Charme vereinnahmen lassen!
Vielleicht lag es daran, dass wir aus unserem zauberhaften wallonischen Dorf Esneux knapp 20 Kilometer bis nach Lüttich geradelt sind und keine Anreise mit dem Auto unternahmen. So sind wir durchgehend die 1 1/2 Stunden an dem landschaftlich reizvollen Ourthe- tal entlanggefahren, vorbei an der Vorstadt und rein in die große Stadt – immer an einem Fluss entlang. Einschließlich der Vorstädte und der sogenannten Lütticher Bucht sind es knapp 600 000 Einwohner, welche in dieser Ecke Belgiens leben.
In Lüttich selbst siehst du viele alte, verfallene und runtergekommene Häuser – teils dreckig, teils morbide und doch mit Charme.
Ich mag sowas ja – ne Stadt muss für mich nicht immer so clean und gerade und perfekt sein.
Mitten in der Stadt angekommen, stellten wir unsere Räder ab und besuchten den ältesten Markt Belgiens, den immer nur am Sonntag stattfindenden Markt „La Batte“, der sich mit einer Länge von knapp 3,6km dicht am Maasufer entlang schlängelt.
Jeden Sonntag könnt ihr zwischen 8- 14.30h Vieles anschauen, was das Herz oder die Kaufeslust begehrt. Neben Fisch, Fleisch, den berühmten Lütticher Waffeln, Obst, Gemüse oder Kleidung werden dort Tiere angeboten. In Käfigen zu Vielen harren sie der Dinge und warten auf neue Besitzer.
Nicht nur dicke Hennen, auch Kaninchen und besondere Vögel waren scheinbar begehrte Objekte. Sicher war ich mir hier nicht, ob das alles so tierfreundlich ablief.
Es war irgendwie erschreckend und zugleich nahm es mich in seinen Bann, sehe ich dies doch eher selten.
Irgendwie muss man den Wochenmarkt gesehen haben; vielleicht nicht gerade als Tierschützer, denn diese hätten hier wahrscheinlich laut ABER….gerufen.
Nun kommt aber mein eigentliches Highlight für euch:
der Aufstieg der Treppe „Montagne de Bueren“, welche im 19. Jahrhundert erbaut wurde. 374 Stufen führen hoch hinaus und der Ausblick auf Lüttich ist einfach nur fantastisch.
Ich frage mich heute noch, wer in den jahrhundertealten Häusern auf der gefühlten 200. Stufe lebt und jeden Tag die vielen Stufen hoch- und hinuntergehen mag.
Da Lüttich noch ein wenig mehr als den Wochenmarkt und eine der längsten Treppen Europas zu bieten hat, unternahmen wir eine Fahrt mit der Bimmelbahn, welche am Platz Sankt Lambertus zentral in der Stadt startet. Knapp 1 Stunde seid ihr unterwegs und fahrt an repräsentativen und altehrwürdigen Gebäuden vorbei; der Bimmelbahnfahrer spricht neben französisch, niederländisch natürlich auch deutsch und so war es wahrlich eine kleine Sightseeing- Tour. Wir hatten das Glück, alleine in einem langen Wagen zu sitzen. So kamen wir in den Genuss, uns einmal längs hinzulegen und der leicht kitschig, aber irgendwie doch romantisch anmutenden Begleitmusik zu lauschen.
Ging es anfänglich noch über Kopfsteinpflaster und man hüpfte auf seinem Platz immer auf und ab, kam später der Asphaltbelag, welcher uns ermöglichte, die Fahrt zu genießen. Besonders eindrucksvoll zeigte sich während der Fahrt für mich der Bahnhof Liège- Guillemins, entworfen von einem spanischen Architekten, wirkt er sehr luftdurchlässig, fluffig und leicht. Es klingt verrückt, aber so war sein Eindruck auf mich. Im Nachhinein erfuhr ich von einem Belgier, dass er genau dies, wie ich es beschrieb, verfluchte. Es würde in das Heimatland des Architekten passen, aber nicht ins gelegentlich doch kalte Belgien. Man würde häufig frieren, stünde man auf den Gleisen. Diese Ansicht kann ich im Nachhinein, nachdem ich den Bahnhof gesehen haben, durchaus teilen. Aber schaut selbst!
Es gibt Menschen, die sagen: Lüttich – was willst du da? Da ist´s dreckig, da gibt´s nix!
Letztlich entscheidet ihr, was ihr aus einer Stadt macht – ob sie euch gefällt & ob ihr das nutzt, was die Stadt euch bietet!
Eure Britta
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